Marrakesch

Nach der unentbehrlichen Portion 'Djemaa El Fna' kehren wir um und machen uns auf den Weg nach Süden. Unser Ziel ist der 'El Badi Palast' (El Badi = der Unvergleichbare), eine der meistbesuchten Bauwerken der Stadt. Obwohl man den Palast bereits von weitem sehen kann, ist sein Eingang nicht so einfach zu finden. - Und auch hier sind sie, diese 'Jemande', die uns den einzig richtigen Weg weisen wollen! Aber heute sind wir nicht mehr jene 'Greenhörner' von gestern. Wir schlagen uns wacker und finden den Eingang zum Palast, google sei Dank! Der Eintritt kostet 70 Dirham (CHF 7.--) pro Person. 

Es war einst der mächtige Sultan 'Ahmed el Mansour', der sich selbst 'der Prächtige' nannte, der sich zwischen 1578 und 1608 einen Palast bauen liess. Er nannte ihn 'El Badi', 'der Unvergleichbare'. Handbemalte Kacheln zierten die Wände, kunstvolle Mosaike die Fussböden und geschnitzte Verzierungen die Decken und Fensterrahmen. 'El Badi' existierte nur knapp 100 Jahre. Der Alaouiten-Herrscher Moulay Ismail wollte seine Residenz nicht in Marrakesch haben, sondern ließ sich einen neuen Palast in Meknes bauen und nutzte dazu den El Badi Palast als Steinbruch. Alles, was am Ende übrig blieb, waren die gewaltigen Aussenmauern. Heute lassen diese Mauerreste nur noch erahnen, wie prachtvoll der El-Badi Palast einmal ausgesehen haben muss. Von der Terrasse des Palastes aus hat man einen schönen Blick über Marrakesch. Ebenfalls gut zu sehen sind die vielen Storchennester mit den Störchen, die im und um den Palast beheimatet und eine Attraktion des 'El Badi-Palastes' sind.

Am Nachmittag zieht es uns erneut zwangsläufig zum grossen Platz, wo wie wiederum die Essensstände aufgebaut werden. Für die Kaffeepause suchen wir uns die schönste und einladenste Dachterrasse beim Djemaa El Fna. Auf der Terrasse des 'Zaitoun Café' trinken wir einen schaumigen Cappuccino und gönnen uns ein - und jetzt kommt der absolute Hammer: ein Dessert, wie ich es schon selten gegessen habe! Die 'Briouates aux Amandes'  sehen nicht nur göttlich aus, sie schmecken auch so! 

Vor dem Sonnenuntergang bleibt noch genügend Zeit, uns erneut von den Gassen der Souks verschlucken zu lassen. Wieder lassen wir uns treiben. Und wieder befinden wir uns plötzlich irgendwo im Nirgendwo inmitten von Afrikanern und weit weg von den touristisch angehauchten Souks rund um den grossen Platz. Aber google-maps findet auch hier wieder zurück zum Djemaa El Fna, wo die Abendattraktionen bereits in vollem Gang sind.

Im 'Café de France' steigen wir wieder, wie bereits gestern, auf die oberste Terrasse und bestellen eine Pizza, um den Sonnenuntergang vom besten Platz aus fotografieren zu können. Es ist auch heute wieder ein unglaubliches Erlebnis. - Wir schicken unserem Hotelmanager eine SMS, damit er für uns für den morgigen Tag einen Tagesausflug zu den Ouzoud-Wasserfällen organisiert. 

Nach Untergang der Sonne mischen wir uns erneut in das Getümmel des Platzes. Marrakesch ist bereits eine meiner Lieblingsstädte geworden. Es ist so unglaublich anders, fantastisch fremd und anmutend orientalisch. In Marrakesch gibt es viele Katzen. Man verehrt sie, und sie werden täglich gefüttert. Sie werden nicht als Haustiere gehalten, bekommen jedoch immer ein Plätzchen auf einer Decke, einem Karton oder auf einer Zeitungsseite. Ist man am Morgen bereits früh in den Marrakeschs Gassen unterwegs, so findet man an jeder Ecke mehrere Katzen, grosse und kleine, jede vor ihrem eigenen Häufchen Katzenfutter. 

Wir haben bei einem Einheimischen nachgefragt, was es denn mit den Strassenkatzen eigentlich auf sich hat. Er antwortete ganz spontan und selbstverständlich: 'We eat them'. Unsere Reaktion auf seine Antwort irritiere ihn, und er realisierte seinen Übersetzungsfehler in die Englische Sprache; schnell korrigierte er: 'Oooh no no! - We feed them!'

Wir freuen uns auf den morgigen Ausflug und sind gespannt, was uns erwartet.