REISE-STRECKE: Gregory - Hann Creek (264 km) |
ÜBERNACHTUNG: Hann Creek Free Camp |
Wir packen unsere Sachen zusammen und fahren in den nahen kleinen Ort Gregory zum Murray’s Place, einem winzigen Cafe, das damit wirbt, den besten Kaffee der ganzen Golfregion zu servieren. Tatsächlich ist der Cappuccino wunderbar, und die süssem, frisch gebackenen und noch warmen 'Apfel-Zimt-Muffins' direkt vom Blech sind ein echter Genuss mitten im Outback.
Gemütlich sitzen wir im naturbelassenen Garten. Kleine, rote Vögel, sogenannte 'Crimson Finches', fliegen um uns herum. Ein niedliches Wallabie hüpft neugierig hin und her. Es wurde als Joey, also als Baby, nach dem Unfalltod seiner Mutter von der Frau des Cafe-Besitzers mit der Flasche aufgezogen und ist deshalb sehr zutraulich.
Hier treffen wir Erin und David aus Perth. Die beiden haben letzte Nacht unten am Fluss, nicht weit von unserem Platz entfernt, gecampt. Uns ist dabei schon aufgefallen, dass sie sich im Fluss jeweils zwar kurz abgekühlt haben, aber niemals richtig schwimmen gegangen sind. Erin und David sind der Meinung, man könne nie ganz sicher sein, dass sich nicht doch Krokodile im Gregory River aufhalten, selbst wenn der Fluss eigentlich als krokodilfrei gilt. Sie denken, es sei nur eine Frage der Zeit, bis dort etwas passieren könnte. Ui!
Wir plaudern eine Weile mit den beiden und bekommen ihre Adresse in Perth. Sie bieten uns an, vor Ende unserer Reise in ihrem Haus zu wohnen. Sie selbst wären zu der Zeit zwar nicht da, aber das sei kein Problem, wir können trotzdem dort wohnen. So locker und herzlich sind sie, die Australier...
Das Wallabie vom 'Murray's Place':
Wir fahren noch etwa 100 Kilometer weiter auf der Wills Developmental Road nach Norden, bevor wir nach links in den offiziellen Savannah Way einbiegen. Auf der Strecke treffen wir eine Reisende und fragen sie nach dem Zustand der Offroad-Piste. Sie meint 'Not too bad', aber die letzten rund 50 Kilometer vor Borroloola seien ziemlich holprig und ruppig. Dort komme man nur sehr langsam voran.
Wir sind noch nicht lange auf dem Savannah Way auf Wellblech unterwegs, da kommen wir schon zur ersten Flussdurchquerung. Die Furt ist zwar komplett betoniert und nicht schwierig, trotzdem ist sie ein klares Zeichen, dass wir nun im nördlichen Outback angekommen sind! Neben den bekannten Kängurus sehen wir jetzt auch Wildpferde, mal einzeln, mal in kleinen Herden. Zum Mittagessen fahren wir ein Stück von der Strasse weg, einen unbefestigten Weg hinunter zum Nicholson River Camp. Dort essen wir einen Teil des gestern gekochten Reises. Im Norden muss man mit Salzwasserkrokodilen in fast allen Gewässern rechnen. Auch wenn man keine sieht, sind sie oft da, denn sie können bis zu einer Stunde unter Wasser bleiben. So schwimmt das Krokodil leise zur Beute, um plötzlich und unerwartet zuzuschlagen. Natürlich sind wir 'croc-wise in croc-country' und halten immer genügend Abstand zum Ufer.
Wir fahren durch Domadgee, eine indigene Gemeinde, Richtung Hell’s Gate. Bis Hell’s Gate sind inzwischen etwa 95 Prozent des Savannah Ways zumindest in der Strassenmitte einspurig asphaltiert. Darüber sind wir etwas enttäuscht, denn wir haben gehofft, hier eine 'richtige' Offroad-Strecke zu finden. Doch hätten wir gewusst, was noch für raue Abschnitte des Savannah-Way auf uns warten, wir hätten jeden Meter Asphalt hier geschätzt.
An der Tankstelle füllen wir unseren 'Moris' mit dem mit Abstand teuersten Diesel unserer ganzen Reise auf. Während wir im Garten hinter dem Roadhouse ein ebenso teures Eis geniessen, entdecken wir einen grossen Goanna, eine Echsenart aus der Familie der Warane, die in Australien und Südostasien lebt. Goannas können bis zu 2,5 Meter lang werden.
Vor dem Roadhouse entdecken wir einen knallroten Toyota Troopy. 'Troopies' bzw. 'Troopcarriers' trifft man in Australien sehr oft an. Das sind Geländewagen, die ursprünglich als Truppentransporter für's Militär gebaut wurden. Sie sind bekannt für ihre robuste Bauweise und die hohe Belastbarkeit, also eigentlich nichts Aussergewöhnliches hier in Australien. Aber dass so ein Fahrzeug mit einem Schweizer Nummernschild aus dem Kanton Zug mitten durch die Wildnis Nordaustraliens fährt hingegen schon! Der rote Troopy gehört Susanne und Patrick. Wir lernen die beiden kennen, während wir versuchen, perfekte Goanna-Fotos zu schiessen. Patrick hat seinen Troopy in der Schweiz mit einem Dachzelt und vielen praktischen Extras ausgerüstet. Susanne und Patrick sind schon seit einigen Monaten gemeinsam unterwegs, und ihre Reise wird noch mindestens bis im Mai 2025 dauern.
Eigentlich wollten wir hier beim Roadhouse übernachten. Doch da die Strasse bis hierher unerwartet gut war, haben wir früher als geplant Hell’s Gate erreicht. Und obwohl das Roadhouse wirklich originell und charmant ist, entscheiden wir uns, weiterzufahren. Wir wollen endlich auf unbefestigtes Gelände!
Ab Hell's Gate geht es nun tatsächlich nur noch auf Schotter weiter. Re lässt Luft aus den Reifen, damit wir auf der Wellblechpiste nicht ganz so stark durchgeschüttelt werden. Als 'Wellblechpiste' bezeichnet man eine unbefestigte Strasse mit regelmässigen Querrillen. Diese Rillen entstehen durch die ständige Belastung. Jedes Auto verursacht kleine Dellen im Boden. Die Räder 'springen' dann über diese zuerst noch kleinen Unebenheiten, schlagen danach wieder auf und verstärken dadurch diese Wellen. So wird die Piste mit der Zeit immer unebener und das Wellblech immer stärker.
Einer der vielen Pelikane vom Hann Creek:
Wir fahren etwa 40 Kilometer weiter, um beim kostenlosen Campingplatz am Hann Creek zu übernachten. Die Gegend ist ein kleines Naturparadies. Viele Vogelarten leben hier: Pelikane, Reiher, Bienenfresser, Schlangenhalsvögel, schwarze Kakadus, Kookaburras und die allgegenwärtigen Galahs. Auch ein weiterer Goanna zeigt sich am Flussufer. Ob es hier auch Krokodile gibt, wissen wir nicht. Aber da der Campingplatz über zwei Meter höher liegt als der Fluss, fühlen wir uns sicher, bleiben aber stets 'croc-wise'. Wenig später taucht auch der rote Troopy wieder auf. Der Campingplatz gehört für diese Nacht also ganz der Schweiz – nur wir und Susanne + Patrick sind hier.
Der Savannah Way ist eine Strassenverbindung im Norden Australiens, welche aus mehreren Highways und Outback-Pisten besteht. Er erstreckt sich über eine Länge von 3500 km und verbindet Cairns an der Ostküste mit Broome an der Nordwestküste. Der Savannah Way führt durch das nördliche Outback vorbei an zahlreichen Nationalparks. Einige Teile des Savannah Way sind identisch mit dem Verlauf des National Highway 1.
Es ist immer noch August, eigentlich einer der angenehmeren und kühleren Monate für eine Reise durch den tropischen Norden. Doch aktuell erleben wir eine ungewöhnliche Hitzewelle, die uns ganz schön zusetzt. Solange wir im klimatisierten Auto sitzen, ist alles gut. Aber sobald man die Tür öffnet, schlägt einem die Hitze mit voller Wucht entgegen! Über 35 Grad! Das sind Temperaturen, an die wir einfach nicht gewöhnt sind. Wir sehnen den Sonnenuntergang regelrecht herbei.
Wir machen einen kleinen Spaziergang entlang des malerischen Flusses und geniessen die friedliche Stimmung. Zurück beim Auto öffnen wir uns zwei Dosen fürs Abendessen, einmal Thunfisch, einmal weisse Bohnen. Auch in der Nacht bleibt es unangenehm warm, selbst im Dachzelt kühlt es nachts nicht richtig ab.
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Murray's Place Gregory
Savannah Way
Hell's Gate Roadhouse
Hann Creek Free Camp
der Savannah Way von Doomadgee bis Hann Creek