Florenz


Montag, 1. September 2025

Bahnfahrt nach Florenz - rund um die Ponte Vecchio - Ponte Santa Trinita - Ponte alle Grazie

Sunset: Ponte Santa Trinita



Pünktlich komme ich mit dem Zug in Florenz an. Zum ersten Mal in meinem Leben steige ich dabei sogar im Erstklass-Abteil aus! Bei der Buchung konnte ich für nur CHF 9 ein Upgrade ergattern, und das hat sich in vielerlei Hinsicht gelohnt. In der ersten Klasse bekommt man nämlich Kaffee und Wasser serviert, zusammen mit einem Schinkensandwich und einem kleinen, süssen Gebäck. Umso entspannter komme ich an und mache mich mit meinem Rucksack auf den Weg durch die Strassen und Gassen zu meinem Hotel.

Vor rund 40 Jahren war ich zum letzten Mal in Florenz. Seither hat sich die Stadt selber kaum verändert, die Besuchermassen haben sich aber vervielfacht. Es ist September, also eigentlich nicht mehr Hochsaison. Und trotzdem spürt man den Übertourismus an jeder Ecke. Damit könnte ich leben, schliesslich gehöre ich ja auch dazu. 

Was ich aber bereits am ersten Tag empfinde macht mich sehr traurig. Die schöne, alte, geschichtsträchtige Stadt, geprägt von ihrer einzigartigen Renaissance-Architektur, hat ihren besonderen Flair, verloren. Florenz hat sich den Touristen angepasst und sich in einen Rummelplatz, eine Spassbude, verwandelt. Besonders befremdlich empfinde ich die Inszenierungen vieler völlig verunstalteten Frauen, die mit ihren straff nach hinten gezogenen Pergament-Gesichtern, aus denen überdimensionale, aufgeblasene Lippen (Du meine Güte, haben die denn keinen Spiegel zuhause!) wie Entenschnäbel weit nach vorne ragen, die diese diese Stadt zur Kulisse für ihre selbstverliebten Fotos degradieren, die prachtvollen Bauten dienen dabei nur noch als Hintergrund. Florenz hat seinen Zauber verloren. Das ist es, was ich empfinde – und das schon am allerersten Tag.

Mein Hotel liegt mitten im Gewimmel, unmittelbar bei der Ponte Vecchio am Arno-Fluss. Nach dem Einchecken schaue ich mir sogleich die hoteleigene Rooftop-Bar an. Hier hat man eine schöne Aussicht auf den Dom. Anschliessend drehe ich eine Runde am Fluss entlang und über die drei Brücken 'Ponte Vecchio', 'Ponte della Trinita' und 'Ponte alle Grazie'. 

Ponte Vecchio von der Ponte Santa Trinita aus
Ponte Vecchio von der Ponte Santa Trinita aus

Langsam neigt sich der Tag dem Ende zu. Ich suche mir einen Platz in der Mitte der Ponte Santa Trinita, wo ich meine Kamera auf der breiten Mauer aufstellen kannsicher und stabil dank meines praktischen Bohnensackstativs. Dann warte ich, bis die Sonne langsam untergeht und die Ponte Vecchio in immer neues, warmes Licht taucht. Die Farben verändern sich stetig und die Gebäude spiegeln sich durch die letzten Sonnenstrahlen im Wasser. Da bin ich in meinem Element, und nichts kann mich stören, weder die vorbeiziehenden Menschen, noch der Lärm, und schon gar nicht die prallen Schlauchbootlippen, die sich links und rechts mit einem unnatürlichen, zahnlosen Lächeln - aber unverständlich selbstgefällig - in Szene setzen.

Es findet eine laute Party am Fluss direkt vor meinem Hotel statt. Aber dank meiner Orstöpsel (ein unverzichtbares Utensil auf jeder Reise) schlafe ich sehr gut und zufrieden ein.

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Aussicht von der Dachterrasse des Hotels

Rund um den Arno: Ponte Vecchio, Ponte alle Grazie, Ponte Stanta Trinita

Sunset: Aussicht auf die Ponte Vecchio

Florenz, Firenze, Florence, Porte Vecchio