REISE-STRECKE: Kalbarri - Cliff Head, Arrowsmith (259 km) |
ÜBERNACHTUNG: Cliff Head Campground, Arrowsmith |
Nach dem Frühstückskaffee bleiben wir noch eine ganze Weile gemütlich vor dem Auto sitzen, nicht etwa, weil der Platz so schön ist, sondern weil wir endlich wieder Handyempfang haben! Nach wochenlanger Digitaldiät wird nun wieder einmal ausgiebig gegoogelt und es werden Nachrichten und Fotos verschickt. Dabei fliegen lautstark Papageien zwischen den Bäumen umher, und auch einige Flughunde gleiten ab und zu wie kleine Schatten über den Campingplatz.
Das Wetter zeigt sich heute wieder von seiner besten Seite mit blauem Himmel und Sonnenschein. Wir nutzen diese Gelegenheit, um noch einmal einige der Küstenaussichtspunkte ansteuern, die uns bereits gestern gut gefallen haben.
Doch bevor wir losfahren, schauen wir noch kurz bei den Pelikanen vorbei, direkt am Strand vor unserem Campingplatz. Jeden Morgen findet hier eine kleine Fütterung statt, die nicht nur die Vögel, sondern auch viele Familien mit Kindern anlockt. Die riesigen Pelikane watscheln erwartungsvoll heran, und besonders mutige Kinder dürfen sogar selbst einen Fisch überreichen.
Am Surferstrand 'Jakes Point' bleiben wir heute etwas länger und schauen den eleganten Surfern zu. Ein etwa zehnjähriger Junge, der sein Surfbrett noch nicht selber unter den Arm klemmen kann, da seine Arme einfach noch zu kurz sind, ist dabei unser Highlight. Denn, sobald der Blondschopf im Wasser ist, zeigt er, was er draufhat. Gemeinsam mit seiner Mutter reitet er eine Welle nach der anderen.
Später zieht es uns nochmals zur Natural Bridge und Castle Cove. Bei Sonnenschein sieht die Küste noch viel schöner aus. Dabei glitzert das Meer, und die Felsen leuchten in warmen Rottönen. Alles wirkt gleich viel eindrucksvoller!
Unterwegs begegnet uns noch ein Blauzungenskink, ein stämmiger Echsenkollege mit kurzen Beinen und, wie der Name schon sagt, einer auffällig blauen Zunge. Ein kurzer Stopp, ein Foto, und er verschwindet auch schon wieder im Gebüsch.
Jetzt ist es tatsächlich soweit! Die Speicherkarte meiner Kamera ist voll. Komplett. Kein einziges Foto ist mehr möglich, ein kleiner Schockmoment! Also nun heisst es: Durchforsten, doppelte Bilder löschen, die verwackelten Exemplare aussortieren und Platz schaffen für die nächsten Fotos.
Auf unserer Fahrt besuchen wir die Hutt Lagoon. Wenn man mal so richtig nichts sehen möchte, ist man hier goldrichtig! Zugegeben, unsere Erwartungen waren nicht besonders hoch. Da der See aber an unserer Route liegt, schauen wir trotzdem vorbei. Das hätten wir uns allerdings auch sparen können. Die Farbe des Sees ist schon irgendwie rosa, aber weder knallig noch fotogen. Auch die Umgebung gibt absolut gar nichts her! Für uns ist die Hutt Lagoon ganz klar einer der am meisten überschätzten Plätze in Westaustralien.
Langsam nähern wir uns dem Wheat Belt, dem sogenannten 'Weizengürtel', eine riesige landwirtschaftlich genutzte Region mit endlosen Feldern. Spätestens hier kehrt die Zivilisation in Form von Strassenverkehr, Tankstellen und Handyempfang endgültig zurück.
Wir fahren beim reizenden Städtchen Northampton vorbei, einem gepflegt kleinen Ort mit alten Steinhäusern. Etwas weiter südlich biegen wir zum Coronation Beach ab, einem beliebten Spot für Wind- und Kite-Surfer. Und die sind heute auch da! Wir hingegen bleiben lieber bequem im Auto sitzen, denn der kühle Wind ist so stark, dass wir keine Lust auf einen Strandspaziergang haben.
Später halten wir in Geraldton. Schon 2009 war das nicht meine Lieblingsstadt, und auch heute springt der Funke eindeutig nicht über. Irgendwie gross und ohne besonders viel Charme. Wir kehren in einem chinesischen Restaurant ein, und das Mittagessen ist wirklich fein.
Dann geht’s weiter durch den Wheat Belt, vorbei an goldgelben Feldern, die an die Heimat erinnern. Nur, dass hier alles einfach viel grösser ist. Auf dem Weg Richtung Süden nehmen wir den Ocean Drive, eine schöne Küstenstrasse, teils mit Blick aufs Meer und auf kleinere Buchten. Wir passieren die charmanten Dörfer Port Denison und Dongara, beide ruhig, entspannt und mit sehr viel Küstenflair.
Doch je weiter wir fahren, desto dichter werden die Wolken – und schliesslich setzt Regen ein.
Auf 'WikiCamps' suchen wir einen passenden Übernachtungsplatz am Meer, in dem Wissen, dass dieser wohl für uns der letzte seiner Art sein wird. Der letzte Abend direkt am Ozean, mit wilden Stränden und vollkommener Einsamkeit. Damit ist leider bald Schluss. Wir sind inzwischen nur noch rund 300 Kilometer von Perth entfernt, die Endstation rückt näher. Dieser Gedanke macht uns etwas wehmütig.
Unsere Wahl fällt heute auf den Cliff Head Campground, ein kleiner Platz direkt an der Küste. Ein würdiger letzter Stopp in der Wildnis, bevor die Zivilisation, der Verkehr, die vielen Läden und Supermärkte wieder den Takt angeben. Nur leider spielt das Wetter überhaupt nicht mit.
Der Platz hier gefällt uns ausgesprochen gut, er ist naturnah, direkt am Meer und, wie so oft, mit 'tierischen Begegnungen'. Vorne beim Strand steht ein hoher Metallturm und oben drauf thront ein imposanter Adlerhorst. Ein Fischadlerpaar sitzt hier im Nest bzw. auf dem Nestrand, wachsam, mit majestätischem Blick über das Gelände. Zudem liegt direkt bei der Einfahrt zum Campground ein grosses Walskelett. Die Knochen sind gebleicht und beeindruckend, fast ein bisschen gruselig. Wir stehen davor und fragen uns, was es wohl damit auf sich hat.
Leider ist dieser letzte Abend geprägt durch Wind, Kälte und Regen. Wir verbringen die meiste Zeit im Auto auf Fahrer- und Beifahrersitz mit einer Tüte Chips und einem Pack 'TimTam Salted Caramel', bevor wir dann schlafen gehen.
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Pelican Feeding am Strand vor dem Campground
Jakes Point - diesmal bei Sonnenschein
Natural Bridge und Castle Cove
Hutt Lagoon