REISE-STRECKE: Broome - Eighty Mile Beach - Cape Keraudren Campground (488 km) |
ÜBERNACHTUNG: Cape Keraudren Campground |
Heute heisst es Abschied nehmen von Broome. Ein wehmütiger Moment, denn dieser schmucke, kleine Ort hat sich tief in unser Herz geschlichen. Doch wir sind uns ganz sicher: Eines Tages kommen wir zurück. Und dann bleiben wir viel, viel länger!
Bei der Ausfahrt aus dem Ort kommen wir zufällig am Courthouse Market vorbei, der das ganze Jahr über jeweils samstags, in der Hochsaison auch sonntags, stattfindet. Ursprünglich wurde der Markt vor über 25 Jahren von einer kleinen Gruppe Einheimischer ins Leben gerufen, die lokale Produkte verkaufen wollten. Inzwischen hat sich der Markt zu einer beliebten Touristenattraktion entwickelt, mit bis zu 115 kreativen und vielfältigen Ständen.
Wir schlendern einmal kurz durch die Reihen, kaufen aber nichts, denn in unserem Auto und vor allem in unseren Reisekoffern ist beim besten Willen kein Platz mehr für weitere Souvenirs.
BLICK IN DEN BUSCH! Great Northern Highway, entlang des Eighty Mile Beach:
Die Strasse, der Great Northern Highway Nr. 1, verläuft parallel zum Eighty Mile Beach, allerdings einige Kilometer landeinwärts. Nur wenige, teils unbefestigte Stichstrassen führen vom Highway aus zum Strand. Der Eighty Mile Beach ist aber nicht, wie anzunehmen wäre, 80 Meilen oder 80 Kilometer lang, sondern unglaubliche 220 Kilometer!
Er gilt als der längste ununterbrochene Strand Westaustraliens und ist bekannt für seinen strahlend weissen Sand, der sanft ins türkisfarbene Meer abfällt. 220 Kilometer – ohne eine Unterbrechung. Kaum vorstellbar!
Der Eighty Mile Beach zieht trotz seiner spektakulären Schönheit vergleichsweise wenige Touristen an, was vermutlich auch daran liegt, dass das Schwimmen im Meer hier nicht empfohlen wird. Quallen, Haie, gelegentlich sogar Krokodile sowie starke Strömungen machen das Baden riskant. Entlang der gesamten Küstenlinie des Eighty Mile Beach gibt es auch nur zwei Übernachtungsmöglichkeiten, beides Caravan Parks. Der eine liegt auf dem Land der Viehstation Wallal Downs, etwa 300 Kilometer südlich von Broome, der andere etwas weiter nördlich bei der Anna Plains Station. Der gesamte restliche Küstenabschnitt ist nahezu unberührt.
Wir steuern den Campingplatz bei Wallal Downs an und fahren von dort mit unserem Auto über eine kleine, rote Sanddüne direkt auf den Strand. Oben auf der Kuppe eröffnet sich uns ein atemberaubender Blick über den schneeweissen, endlos breiten und fast menschenleeren Eighty Mile Beach, und das dahinter glitzernde, türkisfarbene Meer. Wir sind überwältigt! Und das, obwohl wir bereits 2009 bei unserer ersten Australienreise hier waren! Seither hat sich nichts verändert. Rein gar nichts! Der Strand ist immer noch genauso eindrucksvoll und unberührt wie vor fünfzehn Jahren. Genau das ist es, was die Faszination Westaustraliens ausmacht: unberührte, wunderschöne Natur!
Von Oktober bis Februar kommen die weiblichen Meeresschildkröten hier an Land, um ihre Eier im Sand einzugraben. Rund acht Wochen später kann man mit etwas Glück die winzigen Jungtiere beobachten, die sich instinktiv auf den Weg Richtung Ozean machen. Die traditionellen Eigentümer des Eighty Mile Beach sind die Karajarri, Nyangumarta und Ngarla. Ihr Wissen und ihre kulturelle Verbindung zu diesem Küstenabschnitt reichen weit zurück und sind tief in der Landschaft verwurzelt. Ein kleiner Nervenkitzel bleibt uns zum Abschluss nicht erspart, denn der Rückweg über die Sanddüne ist mit unseren voll aufgepumpten Reifen etwas schwierig. Erst beim zweiten Anlauf schaffen wir es zurück über die Kuppe.
War Re vorher noch ein wenig müde, so ist er nach diesem Adrenalin-Kick, ausgelöst durch diesen Wahnsinns-Strand, wieder hellwach. Und das ist auch gut so, denn unser heutiger Weg ist noch weit.
Unser Ziel ist das Cape Keraudren Coastal Reserve, am südlichen Ende des Eighty Mile Beach gelegen. Dieses abgelegene und landschaftlich spektakuläre Kap, Kap Keraudren genannt, liegt im Südwesten des Naturparks und ist für die traditionellen Eigentümer, die Ngarla, von grosser kultureller Bedeutung. Die Region umfasst ein ausgedehntes Riffsystem mit einer erstaunlichen Vielfalt an Korallen- und Schwammgärten, die bei Ebbe teilweise freigelegt werden. Das Cape Keraudren Coastal Reserve bietet mehrere einfache, aber wunderschön gelegene Campingplätze. Mithilfe der 'WikiCamps-App' vergleichen wir die möglichen Plätze und entscheiden uns für das Cliff Camp, einem Platz am vordersten Zipfel des Kaps. - Im ersten Moment sind wir etwas enttäuscht, denn es ist Ebbe, und die Küste wirkt durch die frei gelegten Riffs und Felsen etwas weniger schön. Auf den Klippen darf man sich frei einen Platz aussuchen. Wir entscheiden uns für das letzte ebene Stück ganz hinten und stellen unseren 'Moris' auf das fossile Korallenriff. Der Boden ist übersät mit Versteinerungen von Muscheln, Schwämmen und Korallen. Unten im seichten Wasser beobachten wir eine Frau, die frische Austern aus den Felsen unterhalb der Klippen herauslöst, offenbar gibt es hier Austern in grossen Mengen. Schade eigentlich, dass ich mit Meeresfrüchten so gar nichts anfangen kann...
Wir werden beobachtet...
Wie wir da so vor unserem 'Moris' sitzen und die wilde Landschaft bestaunen, entdecken wir plötzlich ein Känguru ganz oben auf dem Hügelkamm, welches neugierig zu uns herunterschaut. Ich stehe langsam auf und versuche, mich dem Tier vorsichtig zu nähern. Zu meiner Überraschung flüchtet es nicht, sondern beginnt, aufmerksam und langsam den Hügel herunter zu hoppeln, direkt auf uns zu. Ich wage kaum zu atmen. Das Känguru kommt immer näher, es scheint beinahe zutraulich. Schliesslich biegt es ab und verschwindet unter das Vorzelt unseres Campingnachbarn. Alles klar – dort wird es gefüttert.
Und plötzlich – mit diesem magischen Moment – gefällt es uns hier am Cape Keraudren auf einmal richtig gut. Ganz besonders mir. 🧡
Zum Sunset machen wir uns auf den Weg. Ein schmaler Trampelpfad führt den Hügel hinauf bis zum östlichsten Punkt von Cape Keraudren. Die goldene Abendsonne taucht die Landschaft in ein warmes Licht, das alles noch ein wenig schöner erscheinen lässt. Unterwegs begegnen wir immer wieder kleinen Kängurus, die zwischen den Felsen und im hohen Gras hervorgucken. Re, unser unumstrittener Wildlife-Spotter, entdeckt ständig wieder neue Tiere. Und dann bin ich mit der Kamera zur Stelle und fotografiere begeistert.
Ja, dieser Ort hat uns zuerst nicht ganz überzeugt, vielleicht wegen der Ebbe oder der rauen Küste. Aber jetzt, mit der Tierwelt ringsum und dem fantastischen Blick aufs Meer, wird auch uns klar: Cape Keraudren ist ein besonderer Platz, wenn für uns auch erst auf den zweiten Blick!
Heute gibt es leider kein Campfire, weil wir kein Feuerholz mitgebracht haben.
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Eighty Mile Beach
Cape Keraudren Campground
Sunset Cape Keraudren - viele Kängurus
Great Northern Highway
Beach Driving am Eighty Mile Beach