Bendigo

Nach einem längeren Fussmarsch erreichen wir endlich das richtige VicRoads-Gebäude. Im Wartebereich muss man am Empfang eine Nummer ziehen und abwarten, bis man an der Reihe ist. Unglücklicherweise werden wir einer Beamtin (nachstehend 'blöde Frau' genannt) zugeteilt, die uns nicht sehr gut gesinnt ist. Beim Ausfüllen des Formulars für die 'Driver’s Licence' müssen wir eine Adresse im Bundesstaat Victoria angeben. Darauf waren wir vorbereitet und notieren die Adresse unseres Motels. Doch die 'blöde Frau' will nun wissen, ob es sich dabei um ein eigenes Haus oder um ein Miethaus handelt. Offenbar durchschaut sie unsere Taktik, oder aber sie stellt diese Frage einfach jedem Ausländer. Schwindeln hilft da kaum, darum haben wir der 'blöden Frau' erklärt, dass es sich bei unserer Adresse um die Anschrift unseres Motels handelt. Das akzeptiert sie jedoch nicht. Eine temporäre Adresse wie ein Hotel gilt nicht als gültiger Wohnsitz. Wir müssten eine 'richtige' Adresse angeben. Falls wir Freunde im Bundesstaat Victoria haben, so können wir auch deren Adresse angeben, jedoch nur mit einer entsprechenden Einverständniserklärung. Für uns fühlt es sich etwas wie Schikane an. Freunde in Victoria haben wir keine. Aber Clarice, die Französin, von der wir unser Auto gekauft haben, hat einen Bruder, der hier in der Nähe wohnt. Clarice selbst ist zwar wieder zurück in Frankreich, aber ihr Bruder wird uns morgen das Fahrzeug übergeben. Vielleicht dürfen wir seine Adresse nutzen.

Romain, Clarice's Bruder, schickt uns die Einverständniserklärung umgehend unterschrieben per WhatsApp. Also machen wir uns am Nachmittag erneut auf den Weg zu VicRoads, in der Hoffnung, die Sache heute noch unter Dach und Fach zu bringen. Wieder landen wir bei der gleichen Beamtin, bei der 'blöden Frau'. Und als hätte sie nur darauf gewartet, erklärt sie uns, dass eine WhatsApp-Kopie der Einverständniserklärung nicht ausreiche. Sie brauche das Original mit Originalunterschrift.

Ja, dann wird das heute definitiv nichts mehr mit der Lizenz. Und gerade diese Lizenz bzw. die Lizenznummer brauchen wir auf dem offiziellen Kaufvertrags-Formular, welches wir heute Abend bei der Autoübergabe unterzeichnen werden. Wenn uns die 'blöde Frau' morgen dann wirklich schlecht gesinnt ist, so könnte sie den Kaufvertrag als ungültig ablehnen, weil unsere Lizenznummer darauf fehlt. Clarice, die Französin, hat den Kaufvertrag bereits vor ihrer Abreise unterschrieben. Diese Unterschrift könnte nicht mehr so einfach eingeholt werden, würde es diesbezüglich Probleme geben. - Grübeln hilft nichts, zuversichtlich sein!

Wir sind gespannt auf unser neues Fahrzeug. Pünktlich erscheint Romain, Carice's Bruder, beim Motel, und das Auto ist riesig! Genau so haben wir uns unseren Wagen mit Dachzelt vorgestellt. Alles, was man für das Outback braucht, ist an Bord. Der Motor läuft einwandfrei, und unser erster Eindruck ist absolut positiv. Romain hatte den Landcruiser vor einem halben Jahr für seine 'kleine Schwester' gekauft und sorgfältig ausgestattet, besonders was sicherheitsrelevante Teile betrifft, hat er auf beste Qualität geachtet. Gut für uns! Er nimmt sich Zeit, erklärt uns alles geduldig und beantwortet unsere Fragen. Dann unterschreiben wir den Kaufvertrag. Und nun sind wir stolze Besitzer eines Toyota Landcruiser Prado mit Dachzelt und kompletter Campingausrüstung.

Naja – ganz offiziell gehört uns das Auto aber erst, wenn uns morgen die 'blöde Frau' von VicRoads die  Lizenz ausstellt und den Vertrag akzeptiert.

Wir fahren Romain in die Stadt, wo seine Familie auf ihn wartet.

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Übernahme Fahrzeug (Handy-Fotos)