Winton

Heute klingelt der Wecker unbarmherzig früh! Re möchte bereits um 5.30 Uhr aufstehen, um rechtzeitig – am besten als Erster – vorne bei der Marktstrasse zu sein, lange bevor das Opalfestival beginnt. Zu meinem Glück hat er dann den Wecker verpasst, und wir sind erst gegen 7.00 Uhr, kurz vor Sonnenaufgang, vorne bei der Strasse. Es ist noch dunkel, und noch nicht wirklich viel los. Darum gönnen wir uns, zusammen mit Claudia und Ruedi aus Seon, zuerst einmal einen Cappuccino und ein Croissant in der Bakery und beobachten das nervöse Treiben: Stände und Pavillons werden aufgebaut, und die Edelsteine werden auf einfachen Laken, in ausgedienten, staubigen Plastikbehältern oder -beuteln, manchmal aber auch in schmucken kleinen Schachteln, jedoch immer mit grosser Vorsicht, Ehrfurcht und mit Begeisterung und Leidenschaft auf den Tischen ausgebreitet.

Während die Miner die meiste Zeit des Jahres hinter den Kulissen hart in ihren abgelegenen Claims arbeiten, bietet dieses Festival Gelegenheit, zu präsentieren, wofür sie unerbittlich geschuftet haben.

Irgendwann am Nachmittag kann sich Re dann doch von der Opalshow losreissen, und wir machen einen kleinen Ausflug zum Aussichtspunkt beim Age of Dinosaurs. Dabei handelt es sich zwar nur um einen einzelnen, unspektakulären Hügel inmitten der sonst so topfebenen Landschaft, doch von hier aus geniesst man einen beeindruckenden Blick weit über das weite, leere Land rund um Winton.

Auf dem Rückweg erleben wir eine tierische Überraschung. Eine etwa 1,5 Meter lange Riesenechse kreuzt unseren Weg. Wir hätten sie fast übersehen, so gut ist sie getarnt. Als sie uns bemerkt, verharrt sie bewegungslos und wäre so wohl kaum mehr zu entdecken gewesen. Solche Begegnungen sind für uns immer ganz besondere Highlights, und wir knipsen begeistert drauflos.

Zurück in Winton gönnen wir uns ein schnelles Bier/Gingerbier und essen vor dem Campervan eine Kleinigkeit. Den Abend verbringen wir im Biergarten des Australian Hotel (Aussie’s). Und siehe da: dieselbe Band vom Nachmittag spielt erneut ihre ganz eigenen Versionen altbekannter Songs. Die Töne sitzen noch immer nicht besser, aber genau das macht den Charme aus. Diese schrägen Melodien passen einfach perfekt zu diesem wilden, weiten Outback, zu den bodenständigen, manchmal schrulligen, aber im Grunde stets herzlichen Menschen.