REISE-STRECKE: Winton - Opalton (121 km) |
ÜBERNACHTUNG: Opalton Bush Park |
Laut Silvia ist die rund 120 Kilometer lange unbefestigte Strasse nach Opalton selbst nach dem grossen Regen auch für unseren 2WD-Van problemlos möglich. Bei einer Pfütze sei es einfach wichtig, dass man mittendurch fahre, mittendurch! Auch wenn der trocken scheinende Strassenrand locke - mittendurch!
Nach einem Kaffee vor dem Campervan fahren wir dann los durch den Bladensburg National Park auf der Opalton Road Richtung Süden. Die Offroad-Strasse ist ziemlich gut, einige Rinder überqueren immer wieder vor uns die Fahrbahn. Manchmal ist die Strasse ruppig, vor allem bei den sogenannten 'Grids', jenen metallenen Viehgitter. Mit einem flauen Gefühl im Magen erinnern wir uns daran, dass unser Vermieter Fahrten auf unbefestigten Strassen strikt untersagt hat. Verboten, illegal, der Versicherungsschutz würde hier zweifellos erlöschen. Silvia und Martin überholen uns mit Ihrem Toyota Hilux 4x4, dem diese Art von Strassen natürlich viel mehr entspricht. Wir fahren weiter, vorsichtig und langsam. Einige kleinere Pfützen durchqueren wir souverän, läuft gut! Auf einmal ist da aber diese wirklich grosse Pfütze vor uns. Instinktiv - leider unüberlegt - versuchen wir, den Sumpf am linken Strassenrand zu umgehen, da dort ja bereits Spuren vorbeiführen. Diese Spuren sind zweifellos von einem 4x4-Fahrzeug, bemerken wir später, als wir im rund 20 cm tiefen Schlamm feststecken. - Dabei hätten wir es wissen müssen: nicht rechts, nicht links, mittendurch!
Nun sitzen wir fest. Mitten im Nirgendwo. In den nächsten Stunden wird hier vermutlich niemand vorbeikommen. Keine Menschenseele weit und breit und natürlich auch kein Empfang. Immerhin beruhigt uns der Gedanke, dass Chris irgendwann am Nachmittag ebenfalls diese Route nach Opalton nehmen wird. Er würde uns notfalls finden. Aber so lange wollen wir nicht warten. Wir beginnen zu buddeln. Steine, Äste, mit allem was wir finden, versuchen wir die Räder zu unterlegen. Mit grösseren Ästen schaufeln wir den zähen, klebrigen Schlamm rund um die Reifen weg. Immer wieder starten wir den Motor und versuchen, anzufahren. Einmal bewegen wir uns tatsächlich ein paar Zentimeter nach vorne, nur um gleich wieder zurück in die Ausgangsposition zu rutschen. Doch wir geben nicht auf. Mit besonders vielen Ästen und mit besonders vielen Steinen schaffen wir es dann doch, genug Geschwindigkeit aufzubauen, damit unser Van aus dem Schlamm schlingern kann. Und plötzlich sind wir raus. Frei!
Jubel! - Nun ist alles dreckig: Unsere Kleider, die Turnschuhe samt den Socken, das Auto - aussen und auch innen! Aber wir können weiterfahren, und das ist das Wichtigste.
Wir kommen in Opalton an und checken im Bushpark ein! Was für ein Platz! Genau so stellt man sich das Outback vor: Weite, Stille, rote Erde, vereinzelte Büsche – und dieses wunderbar einfache Camp mitten im Nichts. Für das kostenlose WLAN wird um eine freiwillige Spende gebeten, die man diskret in einen Briefkasten werfen kann. Natürlich spenden wir – allein schon, weil es ein kleines Wunder ist, hier draussen überhaupt Internet zu haben.
Wir suchen uns ein schönes Plätzchen und essen etwas kleines. Heute Abend kocht Chris Spaghetti bei Silvia und Martin, und wir sind eingeladen. Silvia zeigt uns zuvor den Weg zu ihrem Anwesen. Bei diesem Schuppen links, bei jenem Baum rechts, dort bei der Verzweigung auf keinen Fall links, vorbei an zwei Steinen und dann geradeaus - so ungefähr. Wir hoffen, nach Sonnenuntergang den richtigen Weg wieder zu finden.
Zurück beim Bushpark noodeln wir noch etwas und finden tatsächlich ein paar glitzernde Steine.
Opalton ist keine Ortschaft im klassischen Sinne. Opalton besteht aus exakt zwei Ortsschildern, eines im Norden, eines im Süden, einer funktionstüchtigen Telefonkabine zur Gratisbenutzung und eben diesem Bushpark. Und daneben nichts als Outback, verstreute Opalminen und die Wellblechhütten der Miners.
Bald spricht es sich herum, dass Schweizer hier sind. So treffen wir bald auf Swiss Georg, der vor vielen Jahren nach Australien ausgewandert ist. Im Sommer lebt er an der Küste in Coffs Harbour, den Rest des Jahres sucht er in der Gegend von Opalton nach Opalen. Wir plaudern eine Weile mit ihm, dann machen wir uns bei untergehender Sonne auf den Weg zu Silvia und Martin. - Silvia und Martin haben sich ein wunderschönes Daheim aufgebaut. Ihr Zuhause thront auf einer Klippe mit einer Aussicht über das endlose Outback, es könnte schöner nicht sein! Wir sind begeistert! Silvia pflanzt Gemüse und Salat in ihrem Garten, Aloe Vera und Kakteen zieren das Gelände, alles ist rustikal, bodenständig und wunderschön. Chris' Spaghetti Bolognese mit frischem Salat aus Silvia's Garten und ganz ganz viel Miner-Latein machen diesen Abend zu einem gemütlichen und unvergesslichen Erlebnis, herzlichen Dank!
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Fahrt nach Opalton - steckengeblieben... (z.T. Handybilder)
Opalton Bush Camp - Mittagessen
Silvia und Martin's Camp - Nachtessen bei Silvia und Martin
Video: Rinder auf der Opalton Road