ÜBERNACHTUNG: AN BORD / BAI TU LONG BAY |
Nach dem Frühstück um 7.30 Uhr beginnt unser nächstes Abenteuer, die Halong-Bay-Cruise! Wir werden direkt vor dem Hotel von unserem Tourguide 'Yammi' abgeholt und besteigen gemeinsam mit einer Reisegruppe den komfortablen Bus. Die Fahrt Richtung Halong-Bucht ist sehr angenehm.
Kurz vor unserem Ziel legen wir einen längeren Zwischenstopp bei der Perlenfarm 'Legend Pearl' ein, scheinbar ein fixer Programmpunkt für alle Touren, denn der Parkplatz ist voll mit Reisebussen. In einer kurzen, sehr zackigen Vorführung wird demonstriert, wie Perlen gezüchtet werden, bevor alle in einen riesigen, hochmodernen, klimatisierten Showroom, voll mit Verkaufsständen, geführt werden. Ein Gebäude, das eher an einen Luxuskomplex im Westen erinnert als an das ländliche Vietnam. Die Preise sind entsprechend gesalzen, und die Verkäufe laufen auf Hochtouren.
Für mich wirkt das Ganze wie eine Konsumfalle, nur darauf ausgerichtet, Touristen zu Schmuckkäufen zu verleiten. Das widerstrebt mir gewaltig! Mein persönliches Negativ-Highlight Nr. 1 auf unserer Halong-Bay-Tour.
Nach der längeren Zwangspause – die perfekte Gelegenheit für den grosszügigen Herrn, seiner Begleitung mit teurem Perlenschmuck zu imponieren – setzen wir unsere Fahrt fort bis zum Halong International Cruise Port in Ha Long, von wo die meisten Tourenschiffe ablegen.
Im grossen Hafengebäude herrscht reges Treiben, denn viele Schiffe starten kurz vor Mittag, so auch unseres. Sobald unser Schiff bezugsbereit ist, zückt unser Tourguide das berühmt-berüchtigte Fähnchen, dem wir alle brav durch das Gewimmel folgen. Und dabei war ich doch stets überzeugt, d a s würde mir n i e im Leben passieren...
Das Weltkulturerbe Halong-Bucht besteht aus drei benachbarten Buchten: der bekannten Halong Bay, der etwas ruhigeren Lan Ha Bay und der weitläufigen Bai Tu Long Bay. Zusammen bilden sie ein grosses Gewässer, liegen jedoch in unterschiedlichen Provinzen.
Die Halong Bay ist zweifellos die berühmteste und meistbesuchte der drei Buchten. Dagegen sind die Lan Ha Bay und die Bai Tu Long Bay weniger touristisch erschlossen, und wirken deshalb auch wilder, abgeschiedener und etwas unberührter. Während die Lan Ha Bay vergleichsweise klein ist, nimmt die Bai Tu Long Bay etwa drei Viertel des Welterbe-Gebiets ein. Hier fahren auch deutlich weniger Touristenboote als in der bekannten Nachbarsbucht. Wir haben uns für die Bai Tu Long Bay entschieden und hoffen auf wenig Touristen.
Die Bai Tu Long Bay ist weniger tief als die Halong Bay, weshalb sie nur von Holzbooten mit geringem Tiefgang befahren werden kann. Unsere Dschunke ist dementsprechend klein und bietet Platz für gerade mal 23 Personen in 11 Kabinen, zuzüglich Besatzung. Wir beziehen unsere Zweier-Koje, während das Boot den Hafen verlässt und langsam in die Bucht schippert.
Schon bald sind wir umgeben von den markanten, steil aus dem Wasser ragenden Karstfelsen, eine fantastische Kulisse. Bei strahlendem Sonnenschein gleiten wir gemächlich an den markanten Felsen vorbei, und hinter jedem eröffnet sich eine neue, atemberaubende Landschaft. Dieses Naturerlebnis lässt mich beinahe die Perlenfarm und das Fähnchen vergessen.
Was mich besonders positiv überrascht ist, dass ich hier überhaupt keinen Plastikmüll oder Abfall im Wasser entdecken kann. Frühere Berichte über die Halong-Bucht und ihre Nachbarbuchten erzählen von erschreckender Wasserverschmutzung, vor allem durch Plastik. Vietnam setzt sich jedoch seit einiger Zeit sehr engagiert dafür ein, diesem schlechten Ruf entgegenzuwirken. Plastik ist in der gesamten Bucht und auf allen Schiffen strikte verboten. Nicht einmal eigene PET-Flaschen dürfen mit aufs Boot genommen werden. Stattdessen stehen in den Kabinen Glasflaschen mit Wasser zur Verfügung. Es freut mich sehr, dass diese Massnahmen bereits sichtbare Erfolge zeigen. Ohne Plastikmüll sieht die Bucht doch viel schöner aus!
Das Mittagessen wird serviert. Alle sitzen an Vierertischen, und der übliche 'Smalltalk' ist in vollem Gange, was mir in der Regel ziemlich widerstrebt. Je köstlicher sich alle amüsieren, desto unbehaglicher fühle ich mich. Wahrscheinlich einer der Gründe, weshalb ich mich normalerweise nur sehr widerwillig geführten Touren anschliesse. Hier in der Halong-Bucht geht es aber leider nicht anders, da muss ich durch! Und das ist auch mein zweites, diesmal ganz persönliches Negativerlebnis dieser Tour. - Mehrere Gänge werden serviert, alles sehr seafood-lastig und mit frischem Gemüse, kunstvoll in Blumenformen geschnitzt. Geschmacklich kann mich das Essen allerdings nicht wirklich überzeugen.
Nach dem Mittagessen steht eine Kanutour auf dem Programm. Mir stehen beim Wort 'Programm' schon alle Haare zu Berge. Mit dem Tenderboot gelangen wir zu einer Anlegestelle, wo Kanus bereitstehen. Im Zweierkanu paddeln wir zu einem Strand mitten in der Karstlandschaft. Hier kann man verweilen, fotografieren oder sogar baden, denn das Wasser ist absolut sauber! Die Sonne steht bereits tief, es wird langsam kühler. Wir paddeln zurück, und mit dem Tenderboot geht es zum Schiff, wo schon bald ein Apéro auf dem Oberdeck serviert wird..
Anschliessend gibt es eine Kochdemonstration, bei der das Schnitzen von Gemüseblumen und -skulpturen gezeigt wird, die übliche Gruppenunterhaltung eben. Das Nachtessen wird auf dem offenen Oberdeck serviert. Trotz der Kälte nach Sonnenuntergang ist die magische Atmosphäre zwischen den Karstfelsen beeindruckend. Danach kann man sich beim Tintenfischangeln versuchen. Die kleinen Kerle sind aber sehr flink, kaum hat man sie entdeckt, sind sie auch schon wieder weg. Im Aufenthaltsraum jassen wir noch eine Runde und geniessen ein paar köstliche Cocktails, bevor wir schlafen gehen.
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Halong Bay und Bai Tu Long Bay
Kanutour durch die Bai Tu Long Bay (z.T. Handybilder)
an Bord