ÜBERNACHTUNG: La Mejor Hotel & Sky Bar, Hanoi |
Heute heisst es Abschied nehmen von dieser wunderschönen Region Vietnams.
Nach dem Frühstück machen wir noch einen kurzen Abstecher mit dem Fahrrad zur Wasserbüffelherde am nahen Fluss. Diesmal ist sogar ein kleines Kalb dabei. Unser Veloausflug bleibt jedoch kurz, denn unser privater Daytrip-Fahrer holt uns pünktlich beim Hotel ab und bringt uns zurück nach Hanoi. - Eigentlich hatten wir noch einen mehrstündigen Zwischenstopp bei der Parfümpagode eingeplant, aber nach all den Tempeln sind wir ein bisschen 'Tempel-gesättigt' und verzichten auf diesen Aufenthalt, zur grossen Freude unseres Fahrers.
Wasserbüffel in Ninh Binh:
Zurück in Hanoi – gleiche Stadt, anderes Hotel. Für den zweiten Teil unseres Aufenthalts haben wir ein anderes Hotel gebucht, direkt im Trubel an der Bierstrasse gelegen und mit eigener Rooftop-Bar. Nach dem Einchecken gönnen wir uns natürlich als Erstes einen Eierkaffee im berühmten Café Giang. Vielleicht lag es an den Entzugserscheinungen, dass wir beide heute jeweils jeder zwei dieser süssen Kalorienbomben bestellt haben, einmal ein normales Exemplar und einmal ein grosses mit extra viel süssem Eierschaum, und mit Mandelsplittern und Mandelaroma. Das zweite war definitiv zu viel, das müssen wir im Nachhinein, ziemlich übersättigt, zugeben...
Zurück im Hotel erfahren wir vom Portier, dass es wohl doch möglich ist, abends die berühmte Train Street zu besuchen, vorausgesetzt, man reserviert einen Platz in einem der Cafés direkt an den Gleisen. Am Abend seien die Sicherheitsleute des Governments vielleicht nicht mehr präsent. Unser Hotelportier organisiert per WhatsApp eine Tischreservierung für 20 Uhr im Railway Café Tuan (+84 91 730 11 11), das direkt an den Gleisen liegt. Sollte die Train Street wider Erwarten doch noch gesperrt sein, so sollen wir den Restaurantbesitzer direkt anrufen. Er würde uns dann an der Schranke abholen und gegebenenfalls an den Beamten vorbeilotsen. - Wir sind natürlich überglücklich über diese Möglichkeit und freuen uns riesig auf den Abend!
Bis dahin bleibt uns noch genug Zeit, die berühmte Long Bien Brücke zu besichtigen, die nur einen kurzen Fussweg vom Old Quarter entfernt liegt.
Da ich mir vor unserer Reise viele Dokumentarfilme über den Indochina- und den späteren Vietnamkrieg angeschaut sowie viele Berichte gelesen habe, ist diese berühmte und geschichtsträchtige Long Bien Brücke einer jener Orte, die in mir eine tiefe Betroffenheit auslöst.
Die Sonne geht langsam über der Stadt unter, und die Stimmung auf der Brücke zwischen den vielen Rollern, teils bepackt mit den unmöglichsten Ladungen, ist grossartig: Hanoi im Hintergrund, Bananenplantagen im Vordergrund sowie all die kleinen Fischerdörfchen und Boote am und im Roten Fluss. Und dann fährt zu unserem Glück auch noch der Wiedervereinigungsexpress, der Zug, welcher Nordvietnam mit Ho-Chi-Minh-Stadt, dem ehemaligen Saigon, verbindet, direkt neben uns über die Brücke!
Die Long-Bien-Brücke ist eine freitragende Strassen- und Eisenbahnbrücke (Auslegerbrücke) über den Roten Fluss im Norden Vietnams. Sie verbindet Long Bien, den einzigen Stadt-Bezirk der Hauptstadt Hanoi am Ostufer des Flusses, mit den Bezirken Hoan Kiem und Ba Dinh im Zentrum der historischen Altstadt.
Für die französische Kolonialregierung war der Bau der ersten Stahlbrücke über den Roten Fluss von grosser strategischer Bedeutung, um die Kontrolle über Nordvietnam zu sichern. Das Bauprojekt wurde am 4. Juni 1897 durch die Kolonialverwaltung genehmigt.
Während des Vietnamkrieges wurde die Brücke wegen ihrer kritischen Lage - zu der Zeit der einzige Übergang über den Roten Fluss, der die nördlichen Provinzen mit Hanoi und dem Haupthafen des Nordens in Hai Phong verband - stark beschossen und 14 mal bombardiert. Zur Abwehr der Operation 'Rolling Thunder' wurden ab März 1965 auf den mittleren Pfeilern Flugabwehrgeschütze montiert. Der erste große Angriff fand im August 1967 statt, bei dem die Mittelspannweite der Brücke durch 20 Jagdbomber der USAF zerstört wurde. Um den Schienenverkehr über den Fluss aufrechtzuerhalten, wurde während der achtmonatigen Reparatur eine Pontonbrücke aus Schuten jeweils nachts in Position gebracht und am frühen Morgen wieder in Deckung gezogen.
In Hanois Selbstverständnis spielt die Verteidigung der Long-Bien-Brücke weiterhin eine große Rolle als Symbol der eigenen Widerstandskraft. Sie wird in Gedichten und Liedern gewürdigt, und ist eine der beliebten Fotolocations der Hauptstadt. Am 22. Februar 2014 wurde ihr der Rang eines Nationaldenkmals verliehen. Seit längerem wird ein Projekt mit Unterstützung der französischen Regierung geplant, um die Brücke wieder in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen. Wikipedia
Die Sonne ist untergegangen, und wir machen uns auf den Weg zur Train Street. Zuvor wollen wir im 'Banh Mi 25' einkehren, dem wohl bekanntesten und beliebtesten Banh mi-Restaurant in ganz Hanoi, um noch ein landestypisches Sandwich zu geniessen. Doch vor dem begehrten Lokal hat sich bereits eine sehr lange Schlange gebildet. Offenbar hatten viele dieselbe Idee, und die Wartezeit scheint entsprechend lang zu sein. Daher entscheiden wir uns um und gönnen uns stattdessen gebratene Nudeln an der belebten Beer Street.
Nun aber los, es ist fast 20.00 Uhr, Zeit für die Train Street! Wir hoffen so sehr, dass alles wie geplant klappt! Und wir werden auch nicht enttäuscht: An der Train Street ist richtig etwas los, und in den Cafés und Restaurants herrscht reges Treiben, als wäre die Strasse nie gesperrt gewesen. Die Security ist verschwunden, der Weg frei. Wir freuen uns riesig und besuchen gleich mehrere Cafés, zuerst das vorab reservierte Railway Café.
Man erklärt uns, dass die Train Street tagsüber aus Sicherheitsgründen gesperrt ist, weil die Züge zu dieser Zeit mit unverminderter Geschwindigkeit durchfahren müssen, denn sonst würde der Verkehr in der Innenstadt zusammenbrechen. Am Abend hingegen sei das kein Problem. Da ist weniger los auf den Strassen, und die Züge können langsamer durch die enge Gasse rollen und die Bahnübergänge können länger geschlossen bleiben.
Wir jedenfalls sind einfach nur glücklich und dankbar, dass wir dieses besondere Erlebnis hier vor Ort mitnehmen dürfen. Im Laufe des Abends fahren vier Züge durch die Train Street, ganz eng vorbei an den Cafés, den Sitzplätzen und den Gästen.
Mit einem Velotaxi, eine Art Rischka, lassen wir uns gemütlich zurück in die Innenstadt zu unserem Hotel fahren.
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Sunset: Long Bien Brücke und der Rote Fluss
Night: Train Street
Train Street
Long Bien Brücke